Der längste Running Gag der jüngeren Musikgeschichte fand also doch noch ein Ende. Sage und schreibe 15 Jahre nach dem letzten Album „The Spaghetti Incident“ und 18 Jahre nach dem letzten, eigenen Songmaterial auf „Use Your Illusion I&II“ ist das neue Guns`N Roses Album „Chinese Democracy“ tatsächlich erschienen.
Aber halt mal: Die Tatsache, dass auf diesem Album der Name einer der grössten Rockbands der letzten Jahrzehnte prangt, ist einzig und alleine dem egozentrischen Frontmann Axl Rose zu verdanken. Er sicherte sich seinerzeit die Namensrechte. Die übrigen Bandmitglieder machten sich kurz darauf aus dem Staub.
Am besten lässt man sich auf diese Platte ein, in dem man sie als das nimmt, was sie ist: Ein Axl Rose Soloalbum. Fast zwei Dutzend beteiligte Musiker vermitteln ausserdem eher den Eindruck eines Patchwork-Albums. Der Titelsong stellt dies als erster unter Beweis. Weniger schnörkellos geht es schliesslich in „Shackler’s Revenge“ zur Sache. Unter die Gitarren mischen sich düstere Industrial Sounds.
„Better“ gehört mit seinem Mitsing-Refrain zu den besseren Tracks auf dem Album. Pianoklänge gepaart mit dezent rockenden Gitarren – das gab`s doch schon mal. Aber „Street of Dreams“ mit Klassikern wie „November Rain“ zu vergleichen wäre vermessen. Übrig bleibt eine solide Rockballade.
Die Konservenbeats in „If the World“ schmälern etwas das Bild des ansonsten eingängigen Songs. Gleiches gilt auch für „There Was a Time“, das stellenweise nostalgische Erinnungen an vergangene GNR-Zeiten zu wecken vermag. „Catcher in the Rye“ ist lediglich Durchschnitt.
Nach den zahlreichen mittelschnellen Stücken rockt „Scraped“ endlich mal richtig ab. Auch wenn die Herren an der Rhythmus- und Lead-Gitarre ansonsten weitgehend unbekannt sind, zeigen sie in Songs wie diesem was sie drauf haben. Axl Rose versucht sich beim nächsten Track „Riad n‘ the Bedouins“ erneut an einer Ballade. Und auch hier ist der Song dann am besten, wenn Robin Finck und Bumblefoot in die Saiten greifen.
„I.R.S.“ wie auch „This I Love“ zeigen, dass Axl Rose seine charakteristische Stimme noch einzusetzen weiss. In „Prostitute“ packt der Bandleader nochmals alles rein, was an Instrumenten da ist.
Insgesamt ist „Chinese Democracy“ ein solides Rockalbum mit einigen wirklich gelungenen Songs geworden. Sicher, die Kritiker werden Axl vorwerfen, dass er in all den Jahren mehr hätte herausholen müssen. Wer aber Songs im Stile von „Sweet Child O`Mine“ oder „Estranged“ erwartet hat, soll sich besser an die Originale halten und dieser Platte eine zweite Chance geben.
Rating:
Tracklist „Chinese Democracy“:
1. Chinese Democracy
2. Shackler’s Revenge
3. Better
4. Street of Dreams
5. If the World
6. There Was a Time
7. Catcher in the Rye
8. Scraped
9. Riad n‘ the Bedouins
10. Sorry
11. I.R.S.
12. Madagascar
13. This I Love
14. Prostitute
Reinhören:
Schreibe einen Kommentar