Manche Menschen tragen Nachnamen, die ihnen auf den Leib geschrieben zu sein scheinen. B.B. King ist ein typischer Fall: Ohne Zweifel darf er sich zu den Königen des Blues zählen; vielleicht ist er auch DER König des modernen Blues, wie manche ihn nennen. B.B. ist Blues-Musiker durch und durch, war es so sehr, dass das Major-Label ABC Paramount zunächst nicht genau wusste, was es mit diesem begnadeten Musiker anfangen solle, als B.B. King 1962 beim Label unterschrieb. Spätestens das 1965 veröffentlichte Album „Live At The Regal“ zeigte jedoch, dass ABC Paramount einen guten Fang gemacht hatte.
Und B.B. King, der eigentlich Riley Ben King heisst und bei dem das B.B. für Blues Boy steht, bewies in den Folgejahren sehr wohl, dass er keineswegs Berührungsängste gegenüber anderen musikalischen Stilrichtungen wie dem Rock besass; er nahm den Song „When Love Comes To Town“ für das U2-Album „Rattle and Hum“ auf, spielte im Jahr 2000 mit Eric Clapton das Album „Riding With the King“ ein; Eric Clapton, AC/DC – Gitarrist Angus Young, George Harisson von den Beatles, sie alle nennen auch den Namen B.B. King, wenn es um Musiker geht, die sie beeinflusst haben. Sein erfolgreichster Song, den er allerdings nicht selbst komponiert hat, ist wohl „The thrill is gone“, ein Cover eines Songs von Roy Hawkin. „The thrill is gone“ kam 1969 unter die ersten zwanzig Songs in den US-amerikanischen Popcharts und begeisterte weit über die Bluesszene hinaus viele Musikfreunde; im Musikmagazin Rolling Stone erreichte der Titel Rang 193 der „Top 500 Songs Of All Time“; B.B. King selbst kam in der Liste der 100 Greatest Guitarists“ auf Rang Drei.
Dabei hatte der König des Blues einst das Gefühl, nicht gut genug an der Gitarre zu sein, die er übrigens schon eine ganze Weile lang stets Lucille nennt. All seine Gitarren nennt er so. Der Legende nach macht er das, seit sich während eines seiner Konzerte 1949 (Quelle: Wikipedia, englisch) zwei Männer in einem Club derart gestritten hatten, dass der Club in Flammen aufging. B.B. King stürmte wie alle anderen Menschen aus dem brennenden Club, merkte jedoch, dass sich seine Gibson Gitarre noch im Clubhaus befand und… lief wieder hinein, um sie zu retten. Anlass des Streits der beiden Männer, der den Brand ausgelöst hatte, soll eine Frau gewesen sein. Der Name dieser Frau: Lucille! Lucille ist ein schöner Name, auch für Gitarren, vielleicht sollten wir noch ein paar Worte für die Lucilles in B.B. Kings Leben verlieren?
Lucille und nochmals: Lucille!
Gibson Gitarren waren in späteren Tagen die Gitarren der Wahl für B.B. King, wenngleich er in früheren Zeiten sehr oft eine Fender Stratocaster gespielt hat. Später jedoch war es die Gibson ES-355, der sein Herz gehörte, jene von Blues- und Jazzgitarristen häufiger gespielte Gibson-Gitarre mit teilweise hohlem Korpus. Und da King berühmt und berühmter wurde, brachte Gibson Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre ein eigenes B.B. King Lucille – Modell heraus, das auf der Gibson ES-355 basierte. Beim Lucille-Modell handelte es sich um eine halbresonante Gitarre in Rot oder Schwarz ohne F-Löcher, sodass Rückkoppelungen vermieden wurden. 1999 etablierte Gibson zusätzlich die Gibson „Little Lucille“ auf dem Musikmarkt, die auf der Gibson Blueshawk aufbaute. Beide Gitarren-Modelle erlauben dank Varitone-Klangschaltung, bestimmte Frequenzbereiche eines Tons abzuschwächen. Die Gitarren besitzen zudem Feinstimmer, mit denen sich Saiten schnell während eines Auftritts nachstimmen lassen.
Kurzbiografie
Liest man B.B. Kings Biografie, so bekommt man schnell das Gefühl, der Blues habe den am 16. September 1925 geborenen Riley Ben King (Geburtsort: Itta Bena, Mississippi) früh in die Hände bekommen. Die Trennung der Eltern erlebte er mit vier Jahren, den Tod seiner Mutter musste er mit neun Jahren verkraften. Zur Zeit seiner Kindheit hatte zusätzlich der Rassismus das Mississippi-Delta im Griff, sodass Menschen mit schwarzer Hautfarbe ohnehin oft kein ganz einfaches Leben vergönnt war. Riley Ben King war früh Mitglied eines Gospelchors, die ersten Akkorde auf der Gitarre soll er von einem Pfarrer gelernt haben. Ihm — diesem Pfarrer — hat die Welt des Blues also einiges zu verdanken.
1946 zog King nach Memphis; sein Cousin Bukka White besorgte ihm dort nicht nur eine Stelle als Schweisser, sondern auch Kontakte zu Bluesmusikern. Und so spielte B.B. King zeitweise in einem Duo mit dem Musiker Walter Horton und sammelte weitere Bühnenerfahrung: zudem machte er für seine Frühzeit wichtige Bekanntschaften: etwa mit dem Bluesgitarristen und -sänger Robert Lockwood Jr., bei dem B.B. King sein Gitarrespiel verbesserte und 1949 mit Sonny Boy Williamson II, in dessen Radioshow King auftrat. Rundfunk schien ihm Spass gemacht zu haben oder aber B.B. King hatte erkannt, dass der Rundfunk seine Karriere als Bluesmusiker pushen könnte, Jedenfalls ging er zur Radiostation WDIA, bekam dort jeweils eine Viertelstunde, um live zu spielen, und übernahm später den so genannten Sepia Swing Club des Senders. Erste Tonaufnahmen B.B. Kings und zwei Singles brachten damals allerdings nicht den gewünschten Erfolg.
Die Brüder Bihari
Modern Records hiess das Plattenlabel der Brüder Saul und Jules Bihari, die B.B. King während eine Besuches beim Sender WDIA entdeckten und ihn für ihr weiteres Label RPM gewannen. Langsam ging es wirklich aufwärts für Mister B.B. King. 1951 kam Kings erster wirklich erfolgreicher Song 3 o’Clock Blues heraus. Er erreichte die Spitze der Billboard R&B-Charts und setzte sich dort für insgesamt 15 Wochen fest. Anfang der 50er folgten zwei weitere Hits mit „You Know I Love You“ und „Please Love Me“; beide Titel erreichten ebenfalls Platz EINS der US-amerikanischen R&B Charts und für B.B. King begann etwa Mitte der 50er eine Phase mit ausgedehnten Touren durch die USA. Ab Mitte der 50er Jahre unternahm B.B. King verstärkt Ausflüge in die Popmusik, da der Blues in den Vereinigten Staaten zeitweise an Popularität verlor. Grosser Erfolg blieb diesen Ausflügen jedoch verwehrt. Als Bluesmusiker hatte B.B. King dennoch weiter immer wieder Aufwind, wenngleich die Zeiten für den Blues schwieriger wurden. 1960 interpretierte er Sweet Sixteen von Big Joe Turner und landete damit auf Rang ZWEI der R&B Charts. Zwei Jahre später wechselte King zum Major-Label ABC-Paramount.
Die Karriere geht weiter
In den 60er Jahren folgten zwei weitere Meilensteine der Karriere von B.B. King. 1965 entstand das Album Live At The Regal, das B.B. King während eines Konzertes im Regal Theater in Chicago präsentiert. Dieses Livealbum verzeichnete überraschende Erfolge. 1969 kam der von B.B. King interpretierte Song „The thrill is gone“ heraus, der Platz 15 in den Pop-Charts eroberte und B.B. King damit einen vorab niemals erlebten Erfolg bescherte, der sich so aber auch nicht wiederholen sollte. Im selben Jahr spielten B.B. King sowie Ike & Tina Turner im Vorprogramm der Rolling Stones. Erst ein Jahr später schaffte es B.B. King dann auch ins Fernsehen, in die Tonight Show und etwas später in die Ed Sullivan Show. Eine Ursache für die weiteren Karriereschritte schien die Tatsache zu sein, dass plötzlich verstärkt weisse Jugendliche sich für B.B. King interessierten. Es war wohl einmal mehr so, dass leider auch die Hautfarbe des Publikums aus bekannteren Musikern Stars zu machen versteht.
B.B. King wird nun auch im Ausland bekannter; 1974 spielt King etwa während des berühmten Boxkampfs zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier in Kinshasa; er nähert sich — ohne seine Wurzeln zu leugnen — 1973 mit seinem Album To Know You Is To Love You dem Soul oder spielt auf U2s Rattle and Hum – Album mit; im Jahr 2000 entstand gemeinsam mit Eric Clapton „Riding With the King“ als Album. Diverse Auszeichnungen durfte B.B. King in seiner musikalischen Laufbahn in Empfang nehmen: etwa acht Grammys, den Platz in der Blues Foundation’s Hall of Fame (1980), sieben Jahre später zusätzlich den Platz in der Rock’n’Roll Hall of Fame. 2004 gab es für King den Polar Music Prize; er wird auch inoffizieller Nobelpreis für Musik genannt. B.B. King ist aber nicht nur Musiker; auch als Geschäftsmann macht er sich nicht schlecht. Er ist beispielsweise Besitzer mehrerer Bluesclubs in den USA. B.B. Kings Erfolg fährt auf mehreren Wegen.
Bands
B.B. King war stets der Name, den die Menschen kannten, liebten, insofern trugen die Bands, mit denen er spielte meist seinen Namen, es sei denn, B.B. King unterstützte gerade berühmte Kollegen bei einem Album. In seinen ganz frühen Tagen spielte B.B. King in einem Duo mit Big Walter Horton, der als Bluesharp – Player kein ganz unbekannter Musiker ist. Die Bühnen des Duos waren klein, lagen in Parks und in den so genannten Juke Points, speziellen afroamerikanischen Bars, die auch öfters für Blueskonzerte genutzt wurden. Ende der Vierziger und Anfang der Fünfziger war die Band B.B. Kings schon etwas grösser: Neben seiner Gitarre konnte man das Schlagzeug eines Mannes namens Earl Forest hören, Wiley nannte sich der Bassist, Saxophon spielte Richard Sanders, die Tasten des Klaviers bediente Johnny Ace.
Ein Zwischenspiel auf Tournee mit der Band von Myron „Tiny“ Bradshaw folgte. Bradshaw hatte einst mit einer Swing-Band begonnen, dann eine Bluesband zusammengestellt; er integrierte immer wieder einige nicht unbekannte Jazzer in seine Bands und spielte Hits wie den Song „Train-Kept-a-Rollin“, der später auch von den Yardbirds übernommen wurde. Anfang der 50er Jahre spielte B.B. King mit der Band des Saxofonisten Bill Harvey, mit der er auch Tourneen unternahm. Diese Kooperation dauerte bis Mitte der fünfziger Jahre; danach trat die B.B. King Revue auf den Plan, die Band wurde von Milliard Lee (Klavier) geleitet. Eine schöne Zusammenstellung der B.B. King Begleitbands ab Ende der 70er hat die Seite bbkingfan.de (ohne www.) im Programm. Insgesamt zeigt sich, dass B.B. King bereits ab den 50er Jahren nicht oder kaum noch auf Minimalformationen setzte (Gitarre, Bass, Schlagzeug, eventuell Piano). Die Bands, mit denen er spielte, besassen stets auch eine Bläsersektion unterschiedlicher Grösse; Saxophonisten, Trompeter gehörten ab meist zur Standardbesetzung; ab und an auch ein Percussionist. Ihr Sound bot den Teppich, auf dem B.B. Kings Gitarre zu tanzen begann: Es war stets ein sehr wertvoller Teppich.
Diskografie / Alben
Die folgende Aufstellung haben wir der freien Enzyklopädie „Wikipedia“ entnommen; dort werden zum Teil auch Angaben zu Neuveröffentlichungen gemacht. Das steigert die Chancen, auch in die frühen Aufnahmen eventuell einmal hineinhören zu können. Vorsicht: Die Liste der Alben ist lang. Ein erfülltes Musikerleben hinterlässt viele Spuren.
Singin‘ The Blues 1957
The Blues 1958
Wails 1959
Sings Spirituals 1959
The Great B. B. King 1960
King Of The Blues 1960
My Kind Of Blues 1960
More B. B. King 1961
Twist With B. B. King 1962
Easy Listening Blues 1962
Blues In My Heart 1963
Mr. Blues 1963
B. B. King (aka The Soul Of B. B. King) 1963
Rock Me Baby 1964
Let Me Love You Baby 1964
1954-1962 Live At The Regal 1965
Live On Stage 1965 (Studio!)
Confessin’ The Blues 1965
The Jungle 1967
Blues Is King 1967
Boss Of The Blues 1968
Blues On Top Of Blues 1968
Lucille 1968
His Best – The Electric B. B. King Bluesway 1969
From The Beginning 1969
Anthology Of The Blues 1969
Live And Well 1969
Completely Well 1969
The Incredible Soul Of B. B. King Kent 1970
Indianola Mississippi Seeds 1970
Turn On To B. B. King Kent 1971
King The Greatest Hits, 1971
Live In Cook County Jail 1971
In London 1971
King Of The Blues, B. B. King Comes To Japan 1971
L. A. Midnight 1972
Guess Who 1972
To Know You Is To Love You 1973
Friends 1974
Together For The First Time… Live 1974
Lucille Talks Back 1975
Together Again… Live 1976
Kingsize 1977
Midnight Believer 1978
Take It Home
Now Appearing At Ole Miss 1980
There Must Be A Better World Somewhere 1981
Live In London 1981
The Crusaders With B. B. King 1981 live
Love Me Tender 1982
Six Silver Strings 1985
The King Of The Blues 1989
Live at San Quentin 1990
B. B. King & Sons, Live 1990
Live At The Apollo 1990
There Is Always One More Time 1991
King Of The Blues 1992
Blues On The Bayou 1998
Let The Good Times Roll 1999
Riding With The King Reprise 2000 mit Eric Clapton
Makin’ Love Good For You 2000
A Christmas Celebration Of Hope 2001
Reflections 2005
Dass B.B. King wahrlich ein König des Blues ist, beweisen zwei weitere Alben, die er mit Kollegen aus der Musikszene aufnahm. B.B. King rief und viele Musiker kamen, deren Namen Musikfreunden in vielen Teilen der Welt bekannt sind. 1993 nahm B.B. King das Album “Blues Summit” auf und integrierte Duette mit Robert Cray, Buddy Guy, John Lee Hooker, Koko Taylor, Etta James, Lowell Fulson, Albert Collins, Ruth Brown, Irma Thomas und Joe Louis Walker. 1997 kam Deuces Wild heraus; hier spielten unter anderem Van Morrison; Tracy Chapman, Eric Clapton, Bonnie Raitt, Joe Cocker, die Rolling Stones und Willie Nelson gemeinsam mit B.B. King.
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