Keine Angst, es folgen keine Ausführungen zur Verbesserung der Spieltechnik oder wie man am effizientesten übt. In diesem Artikel gehe ich auf Dinge ein, die nicht direkt mit dem Gitarre spielen zu tun haben.
Jeden der folgenden Punkte habe ich in all den Jahren, seit dem ich mit dem Gitarre spielen angefangen habe, für mich entdeckt und angewandt. Jeder einzelne Tipp hat mich persönlich weitergebracht. Und dieser Prozess geht ständig voran. Für manche der aufgelisteten Tipps muss ich mich selbst immer wieder daran erinnern, wie wichtig sie sind.
1. Höre einen Song heraus (Transkribieren)
Möglicherweise ist es schon ein Weile her, seit dem du einen Song vollständig herausgehört hast. Und wenn du das noch nie gemacht hast, dann möchte ich dich dazu ermutigen, es mal auszuprobieren. Man lernt dabei nicht nur den jeweiligen Song in- und auswendig kennen, sondern achtet auch sehr genau darauf, was und wie der Gitarrist die entsprechenden Passagen spielt.
Gute Gitarristen zeichnen sich dadurch aus, dass sie über ein geschultes Ohr verfügen. Das Heraushören von Songs ist unter anderem ein ausgezeichnetes Mittel, um deine Ohren zu schulen und zu sensibilisieren. Einen Song herauszuhören und aufzuschreiben erfordert zwar unheimlich viel Zeit, aber es lohnt sich.
2. Höre bewusst Musik
Beim ersten Punkt hatte ich erwähnt wie wichtig es ist sein Gehör zu trainieren und zu schulen. Das ganz bewusste hinhören bei Musik kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Am besten probierst du es mal aus. Wähle einen deiner Lieblingssongs aus und höre ihn dir mehrmals an. Am besten mit Kopfhörern, denn so entgeht dir kein Detail und du hörst die auf Links/Rechts getrennt aufgenommenen Stellen sehr genau. Welche Noten werden agressiv oder hart gespielt, wo spielt die Gitarre mit dem oder leicht hinter dem Takt, wo wird laut oder eher leise gespielt. Das alles wirst du herausfinden, wenn du bewusst zuhörst.
3. Spiele mit anderen zusammen
In einem der früheren Artikel auf Stringworks hatte ich zu diesem Thema 10 Gründe dafür mit Anderen zusammen zu spielen ausgeführt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Interaktion mit anderen Musikern die besten Erlebnisse und schönsten Momente zur Folge haben. Wenn du bereits einige Wochen/Monate Erfahrung gesammelt hast, dann rate ich dir es einmal auszuprobieren. Meine Tipps dazu habe ich wie erwähnt im angesprochenen Artikel aufgelistet.
4. Erstelle Aufnahmen von dir selbst
Ob Anfänger oder Fortgeschrittener: Es ist wahnsinnig wertvoll und lehrreich, wenn man sich selbst aufnimmt. Sich selbst spielen zu hören ohne in diesem Moment mit demselben beschäftigt zu sein – das öffnet einem die Augen (und natürlich die Ohren). Es ist vergleichbar mit der Erfahrung wenn man sich selbst auf einer Aufnahme sprechen hört. Im ersten Moment kann das ziemlich brutal sein. Du hörst jeden Fehler, jede Unsicherheit und wunderst dich über das kleinste Detail. So geht es mir heute genau wie damals. Aber zu wissen, dass man das Ganzton-Bending ständig versemmelt oder das Vibrato nicht wunschgemäss klingt, das hilft, um die eigenen Schwächen zu erkennen. Es liegt dann an dir, einzelne Bereiche durch gezieltes Üben zu verbessern. Bei der nächsten Aufnahme wirst du dir dankbar sein.
5. Setze dir realistische Ziele
Wie im ganzen Leben bist du als Musiker ständig dabei irgendwelche Dinge zu lernen. Es spielt keine Rolle ob du einen Song auswendig lernen möchtest, ein Riff auf den Punkt genagelt bekommen willst oder dir Skalen eintrichterst. Damit du langfristig motiviert bleibst und Spass daran hast Gitarre zu spielen, ist es wichtig, dass du dir realistische Ziele setzt. Das bedeutet, passe deine Ziele und Wünsche deinem momentanen Niveau an. Und am besten arbeitest du zeitgleich nur an einem Ziel.
6. Erstelle einen Übungsplan
Es klingt vielleicht ein wenig steif und bürokratisch, aber ein Übungsplan bringt Routine und Rhythmus in dein Üben. Besonders wertvoll ist das für Autodidakten, die über kein Vorgehensmuster wie das eines Gitarrenlehrers verfügen.
7. Sehe über den Tellerrand hinaus
In den ersten paar Jahren interessierten mich nur Rock und Metal. Wozu sollte ich mir Funk oder Blues antun, wenn ich es ja doch nie höre? Mit der Zeit wurde ich offener und spätestens seit dem ich in einer Band spiele, entstehen auch mal Klänge fern ab von meinen persönlichen Lieblingsgenres. Deshalb kann ich nur jedem empfehlen sich da nicht festzulegen – es lohnt sich.
8. Probiere anderes Equipment aus
Ähnlich wie bei Punkt sieben ist es auch hier von Vorteil, wenn man sich ab und zu Mal von seiner vertrauten Umgebung löst. Umgemünzt auf dein Equipment heisst das: Warum nicht mal ein anderes Pick oder eine andere Saitenstärke testen? Oder einfach mal die Lieblingsgitarre zu Hause stehen lassen und (wenn vorhanden) eine andere umschnallen. Manchmal ergeben sich daraus interessante Erkenntnisse.
9. Weniger ist mehr
Gitarristen tendieren dazu jeden Raum und jede noch so kleine Pause mit Licks, Riffs oder ganzen Soli zu füllen. Für dich als Gitarrist mag das spannend sein, aber nicht immer für deine Band. Versuche bewusst Freiräume zu schaffen und dich auch mal komplett in die Rhythmusarbeit zurück zu ziehen. Weniger ist manchmal mehr.
10. Schreibe einen Song
Mit diesem Tipp möchte ich dich dazu ermuntern eine Idee oder eines deiner Riffs weiter zu verfolgen und zu entwickeln. Falls du die Möglichkeit hast ein Riff oder eine Akkordfolge deinem Lehrer oder deinen Bandkumpels vorzuspielen, dann tu es. Manchmal entstehen durch zusätzliche Instrumente oder Gesang schon halbe Songs.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Tipps weiterhelfen konnte und dich der eine oder andere Hinweis weiterbringen.
Vermisst du einen speziellen Punkt? Was sind deine Erfahrungen beim täglichen Umgang mit der Gitarre?
Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte und Kommentare gleich unterhalb des Artikels!
Foto © Mikekoeln – Fotolia.com
Hey Michael,
Mal ein Lob an dieser Stelle echt schöner Artikel! … das mit dem Aufnehmen und dem haraushören sind vor allem wichige Punkte.
Ich würde noch ergänzen:
Suche dir mehrere Gitarrenvorbilder (wichitg Plural) und versuche sie nachzuahmen. Denn viele Gitarrenlegenden haben einen ganz besonderen Stil und Spieltechnicken von denen man als Gitarrist profitieren kann.
Groovige Grüße
Andi
Hi Andi, das ist ein guter Punkt, speziell auch um zusätzliche Motivation zu erhalten. Mit Vorbilder und Lieblingssongs gelingt das noch besser.
Heraushören ist wirklich das A und O, weil einem die Gehörbildung in allen Aspekten als Musiker weiterhilft. Ich hoffe ich kriege es hin den Artikel zum Thema transkribieren endlich fertigzustellen.
Hey Leute..hab die Seite gerade erst entdeckt und muss sagen dass sie wirklich tolle Tipps&Tricks enthält!Hab gerade das mit dem Lieblingssong anhören ausprobiert!(Am liebsten höre ich Linkin Park und Green Day(:) …Werd mal schauen was es noch alles Tolles auf der Seite zu finden gibt…Weiter so!;D
Hallo zusammen,
Die Tips zum heraushören von Musikstücken hab ich auch schon praktiziert.
Sally Potters bzw Astor Piazollas Tango Lesson in bBm war ein harter Brocken.
Die Fülle des Stücks entfaltet sein Volumen aber nur im Barreespiel.
Sagt mal, wie kann ich meine Greifhand entspannter/ermüdungsfreier einsetzen?
Welche Entspanungstechnik hilft mir den Fingersruck zu reduzieren und somit auch schneller zu werden?
Gruss
Thomas